Gärtnern auf dem Balkon – die Kunst, selbst auf kleinstem Raum Großes zu bewirken! Warum sollte ein Balkon nur halbvollen Bierkästen, Aschenbechern und einem Alibi-Basilikum ein zu Hause bieten, wenn man hier stattdessen ein blühendes Paradies erschaffen kann? Selbst als Hausbesitzer mit eigenem Garten, sollten die Potentiale des Balkons für den aktiven Artenschutz nicht unterschätzt werden.
Mit ein bisschen Fantasie und einem Hauch Leidenschaft lässt sich auch aus einem Balkon nämlich ein blühender Garten Eden zaubern, der nicht nur Hausbesitzern, sondern auch zahlreichen tierischen Bewohnern ein Zuhause bietet.
Wie das funktioniert? In fünf denkbar einfachen Schritten:
1. Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen – aber bitte heimisch!
Damit ein Balkon die Biodiversität unterstützt, braucht es Pflanzen, Pflanzen und nochmals Pflanzen. Doch bevor Bambus, Kirschlorbeer und Geranien im Einkaufskorb landen, sollte man bedenken, dass nicht alle Pflanzen auch insektenfreundlich sind. Gezüchtete Zierblumen sehen wunderschön aus, bieten den heimischen Insekten aber nahezu keinen Mehrwert, da sich hier die Staubblätter, die den Nektar produzieren, zurückentwickelt haben, sodass Insekten dort weder Pollen noch Nektar sammeln können.
Besser: auf heimische Vertreter setzen. Wildblumen aussäen und ihnen beim Wachsen und Gedeihen zusehen zu können, ist nicht nur Balsam für die menschliche Seele, sondern auch ein Festmahl für die tierischen Balkonbesucher. Außerdem kommen heimische Pflanzen deutlich besser mit dem hierzulande herrschenden Klima zurecht und der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen – eine Win-Win-Situation für Gärtner und Natur!
2. In die Höhe bauen – vertikales Gärtnern
Vertikales Gärtnern auf dem Balkon bietet die Möglichkeit, den begrenzten Raum optimal auszunutzen und gleichzeitig eine vielfältige grüne Oase zu schaffen. Statt sich nur auf den Boden zu beschränken, lässt sich mit vertikalen Elementen wie Pflanzwänden, Rankgittern oder hängenden Töpfen zusätzliche Anbauflächen schaffen. Dadurch lässt sich nicht nur eine abwechslungsreichere Bepflanzung realisieren, sondern der Balkon auch optisch interessant gestalten.
Ein weiterer Vorteil des in-die-Höhe-Gärtnerns: Durch das Schaffen verschiedener Ebenen, können die höherstehenden Pflanzen die untenstehenden beschatten. So verbessert sich das Mikroklima auf dem Balkon. Zusätzlich bieten vertikale Strukturen den tierischen Bewohnern des Balkons wie Vögeln und Insekten zusätzliche Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten. So wird der vertikale Raum nicht nur effizient genutzt, sondern auch zu einem wichtigen Bestandteil eines lebendigen und vielseitigen Balkonökosystems.
3. Auf Pestizide verzichten
Dass Pestizide auf einem naturnahen und insektenfreundlichen Balkon nichts verloren haben, ist eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem kann dieser Punkt nicht überbetont werden. Der Einsatz von Pestiziden ist nicht nur für die Umwelt von Nachteil, sondern auch für die Gesundheit von Mensch und Tier. Diese Chemikalien können nicht nur nützliche Insekten wie Bienen und Schmetterlinge töten, sondern auch die komplette Nahrungskette auf dem Balkon stören.
Glücklicherweise gibt es zahlreiche umweltfreundliche Alternativen, um Schädlinge auf dem Balkon in Schach zu halten. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von natürlichen Feinden wie Marienkäfern oder Florfliegen, die sich von Schädlingen ernähren und so eine natürliche Schädlingsbekämpfung ermöglichen.
Auch der Einsatz von Pflanzen mit natürlichen Abwehrmechanismen wie Lavendel, Minze oder Knoblauch kann helfen, Schädlinge fernzuhalten. Darüber hinaus können auch biologische Schädlingsbekämpfungsmittel auf Basis von natürlichen Inhaltsstoffen wie Neemöl oder Rapsöl verwendet werden, die gezielt gegen Schädlinge wirken, ohne die Umwelt zu belasten.
4. Mit Nisthilfen die Tierwelt unterstützen
Auf dem Balkon lassen sich durch das Anbringen von Nisthilfen wertvolle Lebensräume schaffen. Für Vögel bieten sich verschiedene Arten von Nisthilfen an, darunter Vogelhäuschen, Nistkästen oder spezielle Vogelhotels. Diese bieten den gefiederten Freunden nicht nur einen sicheren Unterschlupf, sondern auch die Möglichkeit, in geschützter Umgebung ihre Jungen aufzuziehen. Dabei ist darauf zu achten, die Nisthilfen an geeigneten Stellen anzubringen, die vor Wind, Regen und potenziellen Fressfeinden geschützt sind und gleichzeitig eine gute Aussicht bieten.
Auch für Insekten wie Wildbienen oder Marienkäfer sind Nisthilfen von großer Bedeutung. Insektenhotels oder spezielle Nistkästen bieten diesen nützlichen Insekten nicht nur einen geschützten Platz zum Überwintern, sondern auch ideale Bedingungen zur Eiablage und Aufzucht ihrer Larven. Auch Nisthilfen sollten an ruhigen und sonnigen Plätze auf dem Balkon platziert werden, fernab von direkter Sonneneinstrahlung und möglichen Gefahrenquellen.
5. Wasser und Futter bereitstellen
Wenn es darum geht, die Artenvielfalt auf dem Balkon zu fördern, sind Wasser und Futter unverzichtbar. Eine Tränke oder flache Schalen mit frischem Wasser sind perfekte Anlaufstellen, um Vögel anzulocken und ihnen eine lebenswichtige Wasserquelle zu bieten. Man sollte sicherstellen, dass das Wasser immer wieder ausgetauscht wird, damit die Wasserquelle nicht zum Infektionsherd wird.
Zusätzlich zum Wasser können auch Futterspender oder Meisenknödel mit verschiedenen Samen oder Körnern bereitgestellt werden, um die gefiederten Freunde zu unterstützen und anzulocken. Damit nicht nur Körnerfresser, sondern auch Weichfutterfresser, wie Rotkehlchen, Amseln und Heckenbraunellen auf ihre Kosten kommen, können zusätzlich Rosinen, Haferflocken oder Obst in Bodennähe platziert werden.
Doch nicht nur Vögel profitieren von der Gastfreundschaft auf dem Balkon. Auch Insekten wie Bienen und Schmetterlinge freuen sich über eine Wasserquelle. Eine flache Schale mit Wasser und einem kleinen Steinchen oder einer Schwimmhilfe dient als Trinkstelle und zieht die Bestäuber an.
Drei Quadratmeter für mehr Artenvielfalt
Insgesamt bietet das Gärtnern auf dem Balkon eine einzigartige Möglichkeit, die Artenvielfalt in urbanen Umgebungen zu fördern. Durch die bewusste Auswahl von heimischen Pflanzen, das Anbringen von Nisthilfen, das Verzichten auf Pestizide und das Bereitstellen von Wasser und Futter können selbst auf begrenztem Raum wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren geschaffen werden. Ein Balkon, der als grüne Oase fungiert, lockt nicht nur Vögel, Insekten und andere kleine Bewohner an, sondern trägt auch dazu bei, das ökologische Gleichgewicht in städtischen Gebieten wiederherzustellen. Indem Hausbesitzer ihre Balkone zu lebendigen Rückzugsorten für die Natur machen, leisten sie einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und zum Schutz der Umwelt – und das alles direkt vor der Haustür.
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