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Wie gefährlich ist Styropor wirklich? EPS – Dämmstoff als Sondermüll?


Wie gefährlich ist Styropor wirklich? EPS – Dämmstoff als Sondermüll?

In den letzten Jahren gab es immer wieder Kritik, dass Polystyrol als Dämmstoff in Brand geraten kann, so dass die Anforderungen zur Einhaltung des Brandschutzes immer weiter verschärft wurden. Ausgerechnet jetzt ist das Flammschutzmittel HBCD selbst in der Kritik.

Nicht nachvollziehbar ist hierbei jedoch, dass der HBCD-haltige Dämmstoff als Sondermüll eingestuft wird, während zugleich deren Herstellung und Verbau noch bis 2017 zugelassen ist. Das ist bedauerlich und nicht nachvollziehbar.

Wie gefährlich ist Styropor wirklich? EPS - Dämmstoff als Sondermüll?; Bild: Thomas Max Müller / pixelio.de

Wie gefährlich ist Styropor wirklich? EPS – Dämmstoff als Sondermüll?; Bild: Thomas Max Müller / pixelio.de

Gesetzliche Regelungen zur Einstufung von Styropor als Sondermüll

Am 01.Oktober 2016 trat die novellierte Abfallverordnung in Kraft, welche alte Dämmstoffe auf Basis von EPS (Handelsname Styropor), als Sondermüll einstuft, sofern sie das Flammschutzmittel HBCD enthalten. Das bedeutet, dass diese Dämmstoffe nur noch in Verbrennungsanlagen mit entsprechender Genehmigung entsorgt werden dürfen. Dabei wird das HBCD im Rahmen der Verbrennung vollständig zerstört und das enthaltende Brom als Salz in der Abgasreinigung aufgefangen.

Es handelt sich derzeit mit jährlich etwa 10.000 Tonnen Dämmstoff, um „noch“ vergleichbar geringe Mengen. Allerdings haben aktuell auch nur 10 der insgesamt etwa 80 großen Müllverbrennungsanlagen die erforderliche Zulassung.

 

Hintergrund dieser Regelung

HBCD (Hexabromcyclododecan) wird bzw. wurde dem Styropor als Flammschutzmittel zugesetzt. Der Zusatz dieser Chemikalie zum Styropor verhindert den Ausbruch des Brandes bzw. verzögert deren Ausbreitung. Spätestens ab August 2017 darf HBCD bei der EPS -Herstellung in Deutschland nicht mehr zum Einsatz kommen. Stattdessen wird Polymer-FR, leider ebenfalls bromhaltig, eingesetzt.

HBCD gehört zu den sogenannten persistent-organischen Schadstoffen (POP). Das bedeutet, dass dieser Stoff nur sehr langsam abgebaut werden kann und sich in Mensch, Tier und Umwelt anreichern kann. So steht er unter anderem in Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.

Betroffene Gebäude

Wohngebäude sind nur im Fall der Sanierung betroffen. Die vorhandene alte Dämmung an der Außenfassade gilt nicht als gefährlich und muss nicht abgerissen werden! Doch sobald sie runter soll, beispielsweise im Rahmen einer Sanierung oder Gebäudeerweiterung, kann die Entsorgung der alten Dämmstoffplatten teuer werden.

 

Empfehlung bei Neu-Dämmung

Wer aktuell sein Gebäude mit einem Wärmedämmverbundsystem aus Styropor dämmen möchte, sollte auf die Kennzeichnung HBCD-freier EPS-Dämmstoff achten. Diese Kennzeichnung ist für die Hersteller nicht verpflichtend, erfolgt aber dennoch oftmals auf freiwilliger Basis. Zudem wird aktuell ein Verfahren erarbeitet, welches über Röntgenfluoreszenzanalyse HBCD im Dämmstoff erkennen lässt und zwar direkt vor Ort und ohne Probenentnahme. Direkte Recyclingmöglichkeiten sind derzeit ebenfalls in der Entwicklung.

Alternativen zum EPS sind übrigens Mineralwolle, Schaumglas, Blähton oder auch Dämmstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Wenngleich PU-Dämmstoffe (Polyurethan) insgesamt keine sehr gute Ökobilanz aufweisen, so enthalten sie zumindest keinen speziellen Brandschutz und zugleich sehr gute Dämmeigenschaften. Als Orientierung kann ebenfalls auf die Kennzeichnung mit dem Blauen Engel geachtet werden.



Aktuelle Übergangsregelungen

Die Neueinstufung der Dämmstoffe mit dem Flammschutzmittel HBCD als Sondermüll führte in den vergangenen Wochen zu einem Entsorgungsnotstand, so dass nun vorübergehend die alten Styroporplatten weiterhin überall verbrannt werden dürfen.

 

Ausblick

Bisher waren diese Dämmstoffplatten als kostengünstiger Ersatzbrennstoff in Industriekraftwerken mit einem sehr guten Heizwert sehr begehrt. Das geht nun definitiv nicht mehr. Fakt ist, dass die Entsorgung von alten EPS-Dämmstoffplatten künftig weitaus teurer und aufwendiger wird. Es bleibt zu hoffen, dass in Kürze ökologisch sinnvolle und zugleich kostengünstige Recyclingmöglichkeiten geschaffen werden können. Aktuell sind etwa 800 Mio m² Dämmplatten in Deutschland verklebt, die alle irgendwann auch wieder entsorgt (oder besser recycelt) werden müssen.

 

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